JAPAN: SAGA TEEGARTEN DER FAMILIE SOEJIMA

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JAPAN: SAGA TEEGARTEN DER FAMILIE SOEJIMA

Familie Soejima in ihrem Teegarten, April 2013

Lang waren wir auf der Suche nach einem erstklassigen Tamaryokucha in Bio-Qualität und immer wieder wurden wir darauf hingewiesen, dass es extrem schwierig sei, einen wirklich guten Tamaryokucha ohne chemisch-synthetische Pflanzenschutz- und Düngemittel herzustellen. Der Teegarten der Familie Soejima in Ureshino (Präfektur Saga, Insel Kyushu) hat es geschafft. Seit 20 Jahren erzeugt die Familie auf mehreren abgelegenen Teefeldern von ungefähr 2 ha, die zum Großteil auf einer Bergkuppe gelegen sind, Tamaryokucha mit unverwechselbarem Charakter und dies ohne den Einsatz chemisch-synthetischer Pflanzenschutz- und mineralischer Düngemittel.

Im Jahr 2001 entschied sich Herr Soejima den Teegarten nach yuki-JAS-Richtlinien (japanische Richtlinien für die organische Landwirtschaft) kontrollieren zu lassen. Seitdem die EU die Richtlinien für ökologische Landwirtschaft in Japan anerkannt hat, konnten wir seit 2010 den Tee der Familie Soejima als EU-Bio-Tee importieren. Die Bekanntheit von Herrn Soejimas Tees stieg in den vergangenen drei Jahren so enorm, dass inzwischen vor allem die Tokyoter Oberschicht seine Tees genießt. Dieser enorme Erfolg und die zugleich sehr kleinen Produktionsmengen machen den Tee der Familie zu einer wahren Rarität, was Herrn Soejima zu einer Frage führte: Warum muss ich mich weiterhin mit dem bürokratischen Aufwand und den Kosten der Bio-Zertifizierung herumplagen, wenn mein Tee doch ohnehin so gefragt ist, dass er kurz nach der Ernte bereits ausverkauft ist?

Über mehrere Monate hinweg haben wir mit Herrn Soejima diese Frage diskutiert, und unser Verständnis dafür bekundet, dass er seine volle Zeit für die Herstellung seiner erstklassigen Tees aufwenden möchte, und nicht für die Bearbeitung von Dokumenten. Zugleich habe wir ihn jedoch auch darauf Aufmerksam gemacht, dass es ohne Bio-Zertifizierung sehr schwer werden kann, unsere Kunden davon zu überzeugen, dass der Tee dennoch weiterhin nach denselben Kriterien angebaut wird. Nachdem wir Herrn Soejima nun mittlerweile fünf Jahre kennen, war uns damals allerdings schon klar, dass er seinen Kopf durchsetzen würden. Schließlich verbot ihm die japanische Bio-Gesetzgebung, Sake (japanischen Reiswein) für seine Düngung einzusetzen, da alkoholische Getränke in Japan nicht Bio-zertifiziert werden können und es daher auch nicht möglich ist Bio-zertifizierten Sake für die Düngung zu erwerben. Dieser ist jedoch ein fantastisches Mittel dafür, um den Teebüschen bestimmte Geschmacksnuancen zu entlocken.

Bei unserem vorigen Besuch im Jahr 2012, berichtete uns der Vater der Familie, dass er des Öfteren belächelt wurde, als er auf ökologischen Teeanbau umstellte. Mittlerweile lassen sich einige Teebauern der Region bei ihm über natürliche Methoden der Schädlingsbekämpfung beraten, auch wenn Herr Soejimas Teegarten inzwischen nicht mehr zertifizierten Bio-Anbau betreibt. Die Familie möchte einzigartigen Tee für anspruchsvolle Teetrinker produzieren. Ganz im Sinne der Teetradition gehört dazu auch die Erzeugung ohne Einsatz von Agrarchemikalien und im Einklang mit der Natur.

Die Teesorten von Familie Soejima

TAMARYOKUCHA VIOLETT
TAMARYOKUCHA SILBER [EU-Bio]
TAMARYOKUCHA GOLD

 

 

 

TAMARYOKUCHA – TRADITIONSTEE AUS URESHINO

Tamaryokucha ist eine Teespezialität, die traditionell auf der Insel Kyushu hergestellt wird. In der Region Ureshino in der Präfektur Saga wird von den Teegärten vorwiegend Tamaryokucha, statt wie in alle anderen Teeanbauregionen vor allem Sencha, hergestellt. Übersetzt bedeutet Tamaryokucha “Jade-Grün-Tee” (tama = Jade, ryoku = grün, cha = Tee).

Traditionell wurde Tamaryokucha nach der chinesischen Methode in gusseisernen Kesseln trocken erhitzt um die Fermentation zu verhindern. So entstand der Begriff Kamairicha. Kama ist der Eisenkessel, der zum Erhitzen des Tees verwendet wird. In Anlehnung an dieses Verfahren, bei dem die fertigen Teeblätter durch ihre gekräuselte Form gekennzeichnet sind, entstand das Produktionsverfahren des gedäpften Tamaryokucha.

Der rohe Tee wird für die Herstellung unseres Ureshino-Tamaryokucha in eisernen Trommeln, die von heißem Dampf durchströmt werden, kreisförmig bewegt. Beim chinesischen Verfahren hingegen findet keine Dampfbehandlung statt, sondern die Trommeln selbst werden mit Feuer erhitzt.

Im Gegensatz zum Sencha wird gedämpfter Tamaryokucha im Anschluss an den Dämpfungsprozess nicht in Nadelform gerollt, sondern innerhalb der oben genannten Trommeln getrocknet. Dadurch kommt die gekräuselte Blattform zustande.

Da es sich bei unseren Tamaryokucha Sorten um besonders hochwertige Tees handelt, empfehlen wir eher niedrige Aufgusstemperaturen. Die Besonderheit, die auch geschmacklich deutlich zum Vorschein kommt, ist beim Tamaryokucha Gold, dass dieser drei Wochen vor der Ernte abgedeckt wurde. Hierdurch entsteht eine weiche, süßliche Nuance, die auch von anderen beschatteten Teesorten wie beispielsweise Gyokuro bekannt ist.

 

Beide – Tamaryokucha Silber und Gold – sind rund und zart im Geschmack, sehr feinsinnig und vermitteln subtile Kraft und Frische, die aber sicher nicht aufdringlich wirkt. Eine große Menge an Teeblättern steigert mehr die Intensität der an Gemüse erinnernden und einem hohen Chlorophyllanteil Ausdruck verleihenden Nuance, ohne dass dabei die geringste Bitterkeit hervorgerufen würde – was beiden Tees ihre Stärke und Einzigartigkeit verleiht. Eine gewisse Bitterkeit tritt lediglich dann hervor, wenn die Ziehzeit zu sehr gestreckt wird oder das Wasser die 60- Grad-Grenze zu weit überschreitet.
Beide Tees sind sich alles in allem etwas ähnlich, doch glänzt die goldene Version des Tamaryokucha besonders durch die noch stärker hervortretende Chlorophyll-Note, Süße und die ausgezeichnete Geschmeidigkeit, die bei der Berührung mit der Zunge fast schon geléartig wirkt. Erst danach geht die glatte Geschmeidigkeit über in eine weiche Samt-Note. Der Grund für diese samtige Chlorophyll-Note liegt darin, dass die goldene Variante nur aus den feinsten Blätter der zarten Strauchvarietät Sae Midori hergestellt wird.
Beide Tees zeichnen sich durch eine erfrischende Ruhe aus, die nicht, wie bei manch anderem Sencha, von einer frechen Gras-Note begleitet wird, sondern von runden und subtilen, eher basischen Nuancen. Ein wahres Erlebnis nicht nur beim ersten Aufguss. Die Tamaryokucha-Sorten strotzen nicht vor Frühlingsgefühlen, sie schmecken eher wie ein immer währender Gedanke an den Frühling.

 

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